Sieben Fragen an Gisela Hochuli
Freitag, 10. November 2017
Performance lebt – mehr als andere Kunstformen – von den Künstlerinnen und Künstlern. Hier erzählen sie von sich und ihrer Arbeit. Das Team des Museum Tinguely hat dazu Gisela Hochuli einen Fragebogen nach Ruppoldsried geschickt.
Wie stellt man Präsenz her?
In meiner Arbeit hat Präsenz mit Fokus, Hingabe, Aufmerksamkeit, Energie, Im-Moment-Sein, Offenheit und Konzentration zu tun.
Planst du viel? Was lässt du zu?
In meinen Solo-Performances gehe ich jeweils von einer Struktur aus, die ich im vorneherein festlege. Diese kann offener oder enger sein. Was ich dann innerhalb der Struktur genau mache und wie ich es mache entsteht aus dem Moment heraus.
Bei Open Sessions (Performances mit anderen zusammen) geht es gerade um das Zulassen und Nicht-Planen, um das momentbezogene Entwickeln von Handlungen, Aktionen und Interventionen. Im Vorfeld wird nichts besprochen. Was geschieht, unterliegt dem Prozess, ist abhängig von jeder/jedem und kommt als Ganzes in Erscheinung.
Wo ist dein absolutes «No-go»? Wann würdest du eine Performance beenden?
Wenn ich mich oder andere gefährde.
Wie erarbeitest du eine Performance? Womit fängst du an?
Ideen fallen mir zu, oft unerwartet. Es sind Bilder, Handlungen, die mir plötzlich in den Sinn kommen. Manchmal sind es Gegenstände, Landschaften, architektonische Gegebenheiten im Innen- oder Aussenraum oder Themen, die mich faszinieren und mich inspirieren. Und dann beginne ich damit zu arbeiten, probiere vieles aus, selektiere, denke darüber nach, arbeite weiter etc.
Welchen Teil deiner Arbeit magst du am liebsten, welchen am wenigsten?
Am liebsten performe ich und am wenigsten gerne mache ich administrative Arbeiten.
Wann bist du ganz bei dir?
Wenn meine Aufmerksamkeit bei meinem Atem ist.
Was kann Performance, was andere Kunstformen nicht können?
Es gibt meines Erachtens keine andere Kunstform, die sich so stark dem Moment zur Verfügung stellt wie die Performance. Sie ist unberechenbar, ungeheuerlich, man weiss nicht genau was passiert. Sie unterliegt dem Prozess und ist keiner Disziplin verpflichtet. Eine Performance darf beispielsweise auch scheitern.
Wie schätzt du die Performance-Szene in der Schweiz ein?
Die Performance-Szene in der Schweiz ist sehr vielfältig und lebendig. Eine starke Szene gibt es in Basel, jedoch auch in Bern, Luzern, Genf und Zürich. Dies zeigt u.a. das Performance Art Netzwerk Schweiz (PANCH), der Interessen- und Fachverband für Performance-Künstler_innen, der 2014 gegründet wurde. In der Schweiz wie im gesamten europäischen Raum sind es vor allem Frauen, also Künstlerinnen, die Performance machen. In Asien scheint es etwas anders zu sein, da habe ich tendenziell etwas mehr Männer als Frauen performen sehen.
Gisela Hochuli zeigt ihre Arbeit «In Touch with M.O.» im Rahmen von PerformanceProcess am 2. Dezember 2017 um 15.45 Uhr im Museum Tinguely.