Sieben Fragen an San Keller
Montag, 9. Oktober 2017
Performance lebt – mehr als andere Kunstformen – von den Künstlerinnen und Künstlern. Hier erzählen sie von sich und ihrer Arbeit. Das Team des Museum Tinguely hat San Keller einen Fragebogen nach Zürich geschickt.
Warum bist du bei Performance gelandet und nicht etwa bei Malerei?
Ich habe meine künstlerische Arbeit mit Aufzeichnungen alltäglicher Abläufe begonnen. Die Zeichnungen verstellten mir jedoch die Sicht auf den Betrachter. Im Sinne einer Verkürzung der Wege landete ich bei der Aktion, welche den «Betrachter» in die Performance einbezieht und zum Akteur macht.
Was würdest du machen, wenn du keine Kunst machen würdest?
Ich würde Haare schneiden, eine Bar betreiben, Wanderungen organisieren, Pfarrer würde auch passen oder Architekt, aber am liebsten wäre ich als Sänger auf Tournee.
Wer oder was hat dich in deiner Arbeit beeinflusst? Und wie?
Der Weihnachtsbaum und alle Rituale rundum, mein Sony-Walkman, Funk und Soul, die Peach & Black Tournee von Prince, das 40-Jahre Jubiläum meines Vaters als kantonaler Beamter, meine Mutter als Hausfrau und Malerin, die Normalität, Biederkeit und alle dazugehörenden Konventionen während meiner Kindheit und Jugend, die Arbeit im Altersheim, die Geschichten von meinem Grossvater, das Jahr, in dem ich auf eine Wohnung verzichtete, Felix Gonzales-Torres, die Nacht, das Unverständnis von Ulrich Loock für meine Arbeit, eine unbegrenzte Begeisterung für den Stadtraum, Pipilotti Rist, Zürich in den 90er-Jahren, die Beziehung zu meiner Frau, mein Sohn Leòn, die Vorstellung von New York und das reale Leben dort, alle Kuratorinnen und Kuratoren mit denen ich bisher zusammengearbeitet haben, meine Galeristin Brigitte Weiss, die Begehrlichkeiten der Sammler, die Tätigkeit am Lehrstuhl für Architektur und Kunst.
Was machst du, wenn du nicht mehr weiter weisst?
Distanz nehmen, spazieren gehen, Musik hören, kochen und/oder mich besaufen.
Womit verbringst du die meiste Zeit?
Mit den schönsten Nebensachen, mailen, telefonieren, Sitzungen, pendeln und Ausstellungen schauen und Sauna.
Was war deine erste Performance?
Meine erste Perfomance, welche in meiner ersten Dokumentation «Nummero uno» erwähnt wird, ist die «ZPR-Tafel», die sogenannte Zeit-, Position-, Rhythmus-Tafel, worauf ich während einem Monat meinen Steh-, Sitz- und Liegerhythmus festhielt, einen dieser Tage wieder nachlebte, und die andern zum Verkauf anbot.
Wo sind die Grenzen von Performance?
Die Performance lebt von Grenzen, welche wir uns geben, doch gerade deshalb gibt es für die Performance keine Grenzen.
San Keller zeigt seine Arbeit «Perform an Institution for 24 Hours» am 13.-14. Oktober 2017 im Museum Tinguely.